Die Vergänglichkeit der Schöpfung

Und Gott sah alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut.

1. Mose 1, 31

Gott selbst hat unsere Welt geschaffen, er hat sie vollkommen geschaffen. Mit einer Fülle an Erstaunlichem, Schönem und Unbegreiflichem. Ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert von der Schöpfung. Welche Schönheit und Eleganz etwa in diesem kleinen Schmetterling stecken. Gott hat uns eine wunderbare Schöpfung geschenkt. Es gibt so viel erstaunliches zu entdecken: vom kleinsten Krabbeltier bis zum größten Wal: Gott hat in einer Fülle geschaffen, die für uns unverständlich bleibt. Schmetterlinge, wissen Sie wie viele Arten von Schmetterlinge bekannt sind? Etwa 160.000 und jedes Jahr werden etwa 700 neue Arten entdeckt. Es erscheint uns nicht logisch, warum es so viele davon gibt. Aber jede hat ihre Aufgabe und ihren Platz im Ökosystem. Gott erschuf nicht etwa minimalistisch, nicht etwa drei Arten von Schmetterlingen, eine für den Wald, eine Art für die Wiese und eine für den Dschungel, sondern 160.000. Und damit nicht genug, in seiner Genialität machte er auch hunderte, tausende und abertausende verschiedener Geschöpfe und alles nur, damit wir, die Menschen einen idealen Ort zum Leben haben.

Allerdings erscheint uns dieser Ort nicht immer ideal. Wir erkennen zwar immer wieder die Schönheit der Natur, aber wir sehen auch die Schattenseiten. Wir sehen Krankheit, Tod und Zerfall. Eine Seite vom Fressen und gefressen werden. Wie kann es denn sehr gut sein, wenn eine kleine Schildkröte kurz nach dem Schlüpfen verendet? Wie kann es sehr gut sein, wenn das ökologische Gleichgewicht in Schieflage gerät und wir über das große Artensterben diskutieren? Die Politiker diskutieren seit Jahrzehnten über den Klimaschutz, wir schalten Atomkraft ab, verbrennen mehr Kohle, wir wollen CO2 sparen, aber die Autos werden immer größer, die Ölförderung steigt und der Regenwald wird abgeholzt. Auf der einen Seite sehen wir, dass etwas getan werden um die Schöpfung zu erhalten auf der anderen Seite müssen wir eingestehen, dass Profitgier und Eigennutz viele gute Bemühungen zunichte machen. Profitgier und Eigennutz sind nur zwei Aspekte und auch keine besonders neuen:

12 Und Gott sah die Erde an, und siehe, sie war verderbt; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verderbt auf der Erde. 13 Da sprach Gott zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist bei mir beschlossen; denn die Erde ist durch sie mit Frevel erfüllt, und siehe, ich will sie samt der Erde vertilgen!

Mose 6, 12-13

Die Erde, die Schöpfung ist verderbt, und Gott beschloss damals schon einen Schlussstrich zu ziehen. Wir alle kennen die Geschichte um die Arche Noah, aber was wir heute beleuchten wollen ist die Verderbtheit der Schöpfung, das gefallene Wesen der Schöpfung. Was ist mit der schönen, sehr guten Schöpfung passiert, dass sie von Gott nicht mehr als sehr gut beurteilt wird? Und welche Rolle nehmen wir ein in dieser gefallenen Schöpfung?

Der Sündenfall

Gott erschuf die Welt in 6 Tage, am siebten Tage ruhte er. Gott schuf perfekt, er beurteilte es selbst: „Und siehe es war sehr gut“. Adam und Eva lebten im Paradies. Ein Ort den wir uns heute kaum mehr vorstellen können. Ein Ort ohne Leid, ohne Krankheiten und auch ohne Sünde. Die beiden ernährten sich damals übrigens vegetarisch:

29 Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. 30 Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so.

Mose 1, 29+30

Also nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere lebten im Garten Eden vegetarisch. Den Menschen hat Gott die Samen und Früchte vorbehalten. Den Tieren, allen Tieren, den Vögeln und auch den Insekten gab Gott das „grüne Kraut“ zur Nahrung. In dieser heilen Welt leben die Menschen und die Tiere bis Adam und Eva von der falschen Frucht aßen und damit die Sünde in die Welt kommt. Der Sündenfall ist der erste große Umbruch der Schöpfung. Erst durch den Sündenfall kommen Krankheit, Leid, Schmerzen und Tod in die Welt:

Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.

Römer 5, 12

Durch die Sünde der ersten Menschen kam auch erst der Tod in die Welt. Zuvor gab es keine Tod.

Evolution?

An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Ausflug unternehmen und auf eine auch unter manchen Christen verbreitete Idee eingehen: Hat Gott etwa durch Evolution geschaffen? Die Antwort vorweg: Nein, Gott hat nicht durch die Evolution geschaffen, sondern durch das Wort: „Und Gott sprach“ heißt es achtmal im Schöpfungsbericht. Der Evangelist Johannes sagt:

1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 2 Dasselbe war im Anfang bei Gott. 3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.

Johannes 1, 1-3

Dies bedeutet, dass Gott nicht durch einen Evolutionsprozess geschaffen haben kann, denn er schuf durch das Wort. Die Evolution basiert darauf, dass von Anfang an die Schwachen aussortiert werden und die Starken überleben. In der Evolutionslehre sind Leid und Tod untrennbar mit der Entwicklung des Lebens verbunden. In der Evolutionslehre sind Leid und Tod sogar Voraussetzung, ja der Tod ist das Werkzeug für die Entwicklung der Vielfalt des Lebens. Hätte Gott so geschaffen, dann hätte es keinen Sündenfall gegeben, sondern Gott hätte direkt eine sündige Welt erschaffen. Denn erst durch die Sünde kommt der Tod in die Welt. Schafft Gott den Menschen mithilfe des Todes, dann hätte auch schon vorher die Sünde in der Welt sein müssen. Die gesamte Bibel lehrt uns allerdings etwas ganz anderes über den Tod:

Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist […]

Römer 5, 12

Der Tod kam erst durch die Sünde in unsere Welt hinein:

Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.

Römer 6, 23

Die gerechte Strafe, der Sold, für unsere Sünden ist der Tod. Nur Jesus schenkt uns das ewige Leben. Erst durch Jesu Tod und Auferstehung wird die Sünde überwunden. Jesus selbst stirbt am Kreuz für unsere Sünde. Denn der menschliche Wille richtete sich schon beim Sündenfall gegen Gott. Das Handeln von Adam und Eva führte zum Sündenfall zum ersten großen Umbruch der Schöpfung. Wir aber werden für unsere Sünde gerichtet, wir erhalten den Sold: den Tod.

Hätte Gott nun aber evolutionistisch geschaffen, so hätte Gott selbst Tod und Leiden als ein notwendiges Nebenprodukt, als Werkzeug des Schaffens in die Welt gelassen. Wie sollte Gott uns dann für etwas zur Rechenschaft ziehen, dass er selbst verursacht hat? In der Evolution fällt nicht nur der Schöpfungsakt Gottes, sondern Gottes ganzer Heilsplan, seine Wesenszüge und letztlich seine Existenz in sich zusammen. In unserem Glauben an Gott und Jesus als unseren Erlöser, müssen wir uns von der Ideologie der Evolutionslehre distanzieren. Gott der Schöpfer ist untrennbar mit Jesus dem Erlöser verbunden.

Nun mag sich gerade in so manchen Herzen ganz schnell der Zweifel an der Schöpfung breitmachen, gerade angesichts der angeblich so erdrückenden wissenschaftlichen Beweisen. Aber auch dazu gibt uns Paulus einen schönen Vers mit auf den Weg:

22 Die sich für Weise hielten, sind zu Narren geworden 23 und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere.

Römer 1, 22-23

Eigentlich beschreibt Paulus den Götzendienst an Bildnissen von Menschen und Tieren. Dennoch passen die beiden Verse auch erstaunlich gut zum Evolutionsgedanken: Die Menschen halten sich für weise, sie studieren und erforschen und gelangen zu einer Theorie mit der sie endlich die Entstehung der Arten ohne Gott erklären können. Endlich können wir Gott mit der Wissenschaft wegdiskutieren! Endlich sind wir dieses Gefängnis, diesen Ballast los! Und in eben jenem Evolutionsgedanken vertauschen sie die Herrlichkeit mit der sich Gott in der Schöpfung offenbart durch eine Evolution der Vergänglichkeit. Die weisen und klugen Forscher machen sich zu Narren, denn sie machen die Rechnung ohne Gott. Sie brauchen nun keinen Gott mehr an den man glaubt, man hat ja jetzt Fakten. Aber erst durch den Glauben erkennen wir die wunderbare Schöpfung Gottes:

Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, sodass die Dinge, die man sieht, nicht aus Sichtbarem [also aus Unsichtbarem] entstanden sind.

Hebräer 11, 3

Nun gibt es aber immer noch die vermeintlich erdrückenden Wissenschaftlichen Beweise, die schon längst belegt haben, dass die Evolutionlehre eine unverrückbare Tatsache ist. Auf all diese Beweise einzugehen ist mir heute natürlich nicht möglich.

Stattdessen möchte ich auf das ausgezeichnete Buch des finnischen Professors Matti Leisola verweisen: „Evolution – Kritik unerwünscht!“. Matti Leisola verwebt in dem Buch geschickt persönliche Erfahrungsberichte die aus seiner Kritik an Evolutionslehre entstehen mit wissenschaftlichen Diskussionen aus dem Bereich der Molekularbiologie.

Nur noch soviel dazu, die Evolution ist keine wissenschaftlich belegte Tatsache, viel mehr ist seine eine Ideologie, ein Gedanke der so tief in den Köpfen der Menschen steckt, dass er als eine unumstößliche Wahrheit gesehen wird. Es geht also nicht um Wissenschaft gegen Glauben, sondern um einen ideologischen Konflikt, ähnlich dem ideologischen Konflikt des kalten Krieges, Ost gegen West, Kapitalismus gegen Kommunismus. Evolution gegen Schöpfung, lassen Sie sich davon nicht beeindrucken.

Umbruch

Kommen wir zurück zum Sündenfall, zu dem Moment in dem sich alles veränderte. Denn nicht nur die Menschen sind ab jetzt der Vergänglichkeit unterworfen, sondern auch die Tiere. Und es muss einiges passiert sein beim Rauswurf aus dem Garten Eden. Ein bisschen was davon lesen wir in 1. Mose 2:

  • Auf deinem Bauch sollst du kriechen“, so richtet Gott die Schlange. Wir können nur vermuten: Hatte die Schlange im Paradies noch Beine?
  • unter Mühen sollst du Kinder gebären“, sagt Gott der Frau. Auch hier scheint das Gebären vorher noch einfach, nicht qualvoll gewesen zu sein. Hat sich auch hier die Physiologie der Frau verändert?
  • Dornen und Disteln soll er [der Acker] dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen.“ Dornen und Disteln wachsen auf dem Acker des Mannes und es gibt nun Kraut statt Frucht und Samen zur Nahrung.

Und auch sonst muss sich durch den Sündenfall vieles in der Schöpfung verändert haben, denn schließlich frisst der Löwe doch lieber ein rohes Zebrasteak als Gemüse. Wir können uns diese vielen Prozesse der Veränderung unmöglich vorstellen zudem schweigt sich die Bibel in dieser Hinsicht aus. Wir sehen lediglich den jetzigen Zustand der Schöpfung und haben eine vage Ahnung vom vorherigen.

Die Bibel berichtet uns auch von einem zweitem großen Umbruch: Die Sintflut.

12 Und Gott sah die Erde an, und siehe, sie war verderbt; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verderbt auf der Erde. 13 Da sprach Gott zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist bei mir beschlossen; denn die Erde ist durch sie mit Frevel erfüllt, und siehe, ich will sie samt der Erde vertilgen!

1. Mose 6, 12-13

Die Erde war verdorben von den Wegen der Sünde und Gott will die Menschen und die Tiere auslöschen. Aber er gibt Noah den Auftrag zur Bau der Arche und damit zur Rettung der Menschen und der Tiere. Nach diesem zweiten Umbruch verkürzt sich die Lebenszeit der Menschen innerhalb weniger Generationen von Jahrhunderten zu Jahrzehnten. Zudem gibt Gott Noah ein neues Gebot, was das Essen angeht:

Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich’s euch alles gegeben.

1. Mose 9, 3

Unsere Welt hat sich verändert. Zwei große Umbrüche: Der Sündenfall und die Sintflut. Wir leben schon lange nicht mehr in der sehr guten Schöpfung Gottes, wir leben in einer gefallen Welt. Wir leben in einer Welt die Gott ablehnt, eine Welt die uns jeden Tag aufs neue herausfordert.

Römer 8, 18-25

Auch Paulus schreibt im Römerbrief über den Zustand der Schöpfung:

18 Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll. 19 Denn die gespannte Erwartung der Schöpfung sehnt die Offenbarung der Söhne Gottes herbei. 20 Die Schöpfung ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin, 21 dass auch die Schöpfung selbst befreit werden soll von der Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Wehen liegt bis jetzt; 23 und nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir erwarten seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes. 24 Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden. Eine Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn warum hofft auch jemand auf das, was er sieht? 25 Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so erwarten wir es mit standhaftem Ausharren.

Römer 8, 18-25

Es ist immer schwierig einen Text ohne seinen direkten Zusammenhang zu betrachten. Unsere Verse aus Römer 8 stehen im großen Zusammenhang des Leides der Jünger und des Lebens im Geist mit der Hoffnung auf die kommende Herrlichkeit. In unserem Abschnitt wird das Leiden in der Nachfolge, das Leiden der ganzen Schöpfung thematisiert, aber nicht ohne den Ausweg in der Hoffnung auf Christus aufzuzeigen.

Leiden

Reden wir zunächst einmal über das Leiden. In diesen Versen stehen sich Leiden und Hoffnung gegenüber, mit ganz unterschiedlichen Aspekten. Wir wollen diese Aspekte herausfiltern und untersuchen. Das Leiden ist fest verbunden mit der Vergänglichkeit und dem Seufzen. Dies ist die dunkle Seite.

Die Leiden der jetzigen Zeit sind schwerwiegend, das will keiner klein reden. Schon gar nicht ein Paulus, der als Saulus selbst viel Leid verbreitete und später als Paulus viel erlitt auf seinen Reisen und im Gefängnis. In erster Linie denken wir hier an jene Leiden welche wir Christen durch die Nachfolge erfahren, das Leiden im Namen Jesu.

Paulus löst die Spannung direkt auf, das Leiden ist eben doch klein, nicht im menschlichen Maßstab. Im menschlichen Maßstab ist es groß. Aber in Gottes Maßstab sieht das anders aus. Das Leiden der jetzigen Zeit ist zeitlich begrenzt. Es kann niemals konkurrieren mit Gottes ewiger Herrlichkeit. Niemals wird sich Waagschale zum Leid bewegen, nicht solange auf der anderen Seite der Waage Gottes Herrlichkeit liegt.

Diese Herrlichkeit, diese Erlösung stellt uns Paulus wie ein besonders hübsch verpacktes Geschenk hin, ein Geschenk bei dem man so richtig die Vorfreude verspürt es auszupacken. Wie einen frischen Kaffee der seinen Duft verströmt und man sich schon auf den ersten Schluck freut. So ist hier mit der Herrlichkeit Gottes die offenbart werden soll. Die Herrlichkeit ist noch nicht, noch ist das Geschenk eingepackt. Aber wir werden es auspacken, Gottes Herrlichkeit.

Unterwerfung und Vergänglichkeit

In den nächsten Versen erweist es sich allerdings, dass es nicht nur wir Christen sind die Leiden, sondern die ganze Schöpfung leidet und seufzt. Die ganze Schöpfung wartet gespannt auf die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes. Wir Menschen sind nicht von unserer Umwelt zu trennen, auch nicht im Leiden. Wir leben und leiden auf dieser Erde und diese Erde mit uns. Der Leipziger Theologe Franz Delitzsch brachtes es folgendermaßen auf den Punkt:

Alles was den Menschen trifft, trifft zugleich die mit ihm zu gemeinsamer Entwicklung zusammengegebene Naturwelt.
Franz Delitzsch (Leipziger Theologe)

Paulus erklärt es so:

20 Die Schöpfung ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin, 21 dass auch die Schöpfung selbst befreit werden soll von der Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.

Römer 8, 20+21

Die Schöpfung, die ganze Schöpfung, nicht nur Mensch, sondern auch die Tiere und Pflanzen, alle sind der Vergänglichkeit unterworfen. Der Begriff der Vergänglichkeit fasst womöglich nicht alle Aspekte des griechischen Wortes „mataiotes“, welches Paulus nutzte. Wir finden darin auch die Vergeblichkeit und Inhaltsleere, die Nichtigkeit und die Unordnung der Welt. Die Schöpfung ist nicht mehr sehr gut, sie ist verdorben. Dieses Verderben, der Vergänglichkeit und Nichtigkeit hat sich die Schöpfung nicht ausgesucht, nein, sie wurde unterworfen.

Dies bedeutet, dass es eine Zeit gab als die Schöpfung noch nicht unterworfen war unter die Vergänglichkeit. Wir haben dies ja schon vorhin diskutiert, dass die Schöpfung sehr gut war, frei von Leid und erst durch den Sündenfall kamen Leid und Tod in die Welt.

Wenn nun Paulus von der Unterwerfung spricht, spricht er dann vom Sündenfall? Ja, der Sündenfall ist der Zeitpunkt an dem die Schöpfung unterworfen wird. Die Tat von Adam und Eva ist der Auslöser der Unterwerfung, aber nicht die Unterwerfung selbst. Gott selbst ist es der die Schöpfung unterworfen hat, er selbst hat Adam und Eva aus dem Paradies verbannt und die Gerichtsworte ausgesprochen. Der Garten Eden war der Zuständigkeitsbereich des Menschen, er trug die Verantwortung. Als der Mensch im Sündenfall nun gegen Gott stellt, so hat dies auch Folgen für den Verantwortungsbereich des Menschen, sprich für die ganze Schöpfung. Um des Menschen willen wird die Natur auch gestört, gehemmt und verkümmert.

Hoffnung

Aber die Schöpfung hat Hoffnung, Hoffnung, dass sie befreit wird von der Unterwerfung. Hoffnung auf einen Weg aus der Knechtschaft der Vergänglichkeit, ein Weg zu Gottes Herrlichkeit.

Wenn nun die Schöpfung in der Unterwerfung fest verbunden ist mit dem Menschen, dann ist es nur die logische Folge, dass die Schöpfung auch in ihrer Befreiung aus der Unterwerfung fest verbunden ist mit dem Menschen. Erst muss der Mensch in Ordnung kommen, wenn die Schöpfung ihre Ordnung wieder erlangen soll:

21 dass auch die Schöpfung selbst befreit werden soll von der Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.

Römer 8, 21

Die Schöpfung selbst soll befreit werden von der Vergänglichkeit, die Schöpfung wird die Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes erfahren. Noch sind wir und die gesamte Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen. Aber wir und die gesamte Natur, die ganze Schöpfung sehnt sich nach der Freiheit und der Herrlichkeit Gottes.

22 Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Wehen liegt bis jetzt; 23 und nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir erwarten seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes.

Römer 8, 22+23

Paulus sagt, dass die ganze Schöpfung seufzt und in den Wehen liegt. Wehen sind eine ganz besondere Metapher, denn sie beschreiben auf der einen Seite einen sehr starke, für uns Männer unbegreiflichen Schmerzen. Und auf der anderen Seite einen wunderbaren Ausblick auf das neue Leben, dass das Licht der Welt erblickt. Liegt nun also die Schöpfung in Wehen, so leidet sie. Sie leidet unter den Folgen des Sündenfalls. Aber sie leidet nicht umsonst, sondern damit etwas neues und wunderbares entsteht.

Genauso wie die Schöpfung leidet, so leiden auch wir Christen. Denn auch wir haben ein Ziel vor Augen: Maranatha, Herr komm bald. Wir Christen haben den Heiligen Geist empfangen, den Tröster. Aber in dieser Situation ist er nicht der Tröster sondern der Katalysator des Seufzens. Denn wir Christen wissen nach was wir uns sehnen: der Stellung als Kind Gottes, Sohnesstellung nennt Paulus dies. Aber die Welt da draußen, die die nichts von Jesus wissen wollen, sie leiden nur stumpf und dumpf vor sich hin. Wir dagegen wissen um den krassen Unterschied zwischen dem was wir jetzt erleben und der herrlichen Zukunft bei unserem Vater im Himmel.

Die Gabe die uns diesen Ausblick erlaubt ist der Heilige Geist, Paulus schreibt von der Erstlingsgabe. Die Erstlingsgabe hat ihren Hintergrund in den Opfern des Volkes Israel. Die Israeliten brachten die ersten reifen Früchte als Opfer für Gott dar. Währenddessen reifte die eigentliche Ernte oft noch einige Zeit. Für uns gilt, dass die ersten Früchte reif sind, dass die Ernte bald eingebracht werden kann, dass der Zeitpunkt des Kommens Jesu nahe ist. Wir hoffen darauf, dass dies bald geschieht. Wir leben in der Erwartung der Herrlichkeit Gottes.

24 Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden. Eine Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn warum hofft auch jemand auf das, was er sieht? 25 Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so erwarten wir es mit standhaftem Ausharren.

Römer 8, 24-25

Hoffnung, mit der Hoffnung endet unser Abschnitt aus dem Römerbrief. Wir sind gerettet auf Hoffnung hin. Zunächst: Wir sind errettet, Jesus hat am Kreuz gesiegt. Das ist eine unumstößliche Tatsache. So leben wir zwar noch in der verdorbenen Welt, aber als Errettete. Wie ein Matrose der über Bord ging, so ist der Mensch in der Welt. Wir aber sind schon gerettet, Gott wirft uns am Kreuz das Rettungsseil hin. Noch sind wir nicht zurück an Bord beim Vater, aber schon gerettet durch das Rettungsseil der Liebe, welches uns Jesus am Kreuz zuwirft. Nun warten wir, mit Geduld, mit standhaftem Ausharren, darauf, dass das Rettungsseil ganz eingeholt ist und wir die Herrlichkeit des Vaters erleben.

Der Grund unserer Hoffnung ist Gottes Handeln durch Jesus Christus, seinem Tod und seiner Auferstehung. Das Ziel unserer Hoffnung ist die vollendete Herrlichkeit Gottes. Der Inhalt der Hoffnung ist das ewige Leben in Gottes ewigem, neuen Reich.

Eine neue Schöpfung

Die Bibel bietet uns einen kleinen Aus und Einblick auf das kommende Friedensreich:

6 Da wird der Wolf bei dem Lämmlein wohnen und der Leopard sich bei dem Böcklein niederlegen. Das Kalb, der junge Löwe und das Mastvieh werden beieinander sein, und ein kleiner Knabe wird sie treiben. 7 Die Kuh und die Bärin werden miteinander weiden und ihre Jungen zusammen lagern, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. 8 Der Säugling wird spielen am Schlupfloch der Natter und der Entwöhnte seine Hand nach der Höhle der Otter ausstrecken.

Jesaja 11, 6-8

Die Verse stehen eingebettet in einer Prophetie über den kommenden Messias und seiner Herrschaft.:

Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais […]

Jesaja 11, 1

Oft wird dieser Text in der Adventszeit thematisiert. Aber auch heute passt er wunderbar, denn er beschreibt den Zustand der Schöpfung, wenn Jesus sein Friedensreich aufrichtet. Hier geht es wohlgemerkt noch nicht um die Ewigkeit, sondern um das 1000 jährige Friedensreich hier auf Erden.

Und auch hier können wir nicht begreifen wie es von statten gehen soll, dass der Löwe Stroh frisst wie das Rind. Und das alle Tiere, Raubtier wie Beutetier, sogar Kind und Schlange beieinander sind. Aber wir erkennen: Genauso wie der Sündenfall die ganze Schöpfung im Negativen getroffen hat, genauso wird sich Jesu Friedensreich auf die ganze Schöpfung auswirken, im Positiven. In diesem kommenden Reich gibt es keine Feindschaft mehr unter den Tieren und auch nicht zwischen Mensch und Tier, ein vollkommenes Friedensreich. In diesem Reich, unter der Herrschaft des Messias ist der Fluch der Sünde aufgehoben. Jesus Herrschaft führt zu dem ursprünglichen Zustand der Schöpfung zurück, aber nicht zum Paradies. Das Paradies war der Anfang der Geschichte, das Friedensreich steht in der Endzeit. Und erst danach wird es einen neuen Himmel und neue Erde geben:

1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer gibt es nicht mehr. 2 Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. 3 Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. 4 Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Offenbarung 21, 1-4

Dieser neue Himmel und diese neue Erde, das ist die Hoffnung von der Paulus spricht, darauf hoffen wir. Aber noch sind wir Teil dieser Welt, Teil dieser Schöpfung die voller Seufzen leidet unter den Sünden und deren Folgen.

Es ist nicht einfach, wir erleben Leid und Tod, doch dürfen wir wissen, dass dies nicht das Ende ist, sondern, dass wir Hoffnung haben in Jesus Christus, der größer ist als der Tod, der den Tod besiegt und uns erlöst hat.

Schlussakkord

Zum Abschluss möchte ich nochmals den Bogen spannen über die Zusammenhänge die heute hoffentlich deutlich wurden.

Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.

1. Mose 1, 1

Gott schuf die Erde, die Pflanzen, Tiere und auch uns Menschen. Er erschuf uns nach seinem Ebenbild und er selbst beurteilte seine Schöpfung:

[…] und siehe, es war sehr gut.

1. Mose 1, 31

Doch durch den Sündenfall wurde unsere Welt verändert, die Sünde kam in die Welt, mir ihr kamen Tod und Leiden. Ein großer Umbruch warf die Schöpfung durcheinander. Paulus spricht von der Vergänglichkeit der Schöpfung:

20 Die Schöpfung ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin,

Römer 8, 20

Wir sind unterworfen, wir sind vergänglich und mit uns die ganze Schöpfung. Aber Gott schenkt uns eine Hoffnung, eine Hoffnung in Jesus Christus. Durch seinen Tod am Kreuz sind wir errettet. Noch leiden wir hier auf der Welt, noch liegt die Schöpfung in Wehen. Aber wir sind schon gerettet. Wir erwarten noch das zukünftige Kommen des Heilands, wir erwarten das wir beim Vater im Himmel sein werden:

1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer gibt es nicht mehr. […] 4 Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Offenbarung 21, 1 + 4

Von der ersten Schöpfung bis zur neuen Schöpfung erstreckt sich Gottes wundervoller Plan. Wir dürfen Teil dieses Planes sein, durch den Tod Jesu am Kreuz auf Golgatha und durch seine herrliche Auferstehung.

Amen.